Strom in der Region

In eisigen Höhen

Ein Team kümmert sich rund ums Jahr um die Wartung der Windenergieanlagen.

Wartung Windenergieanlage © Dimitri Dell

Auch wenn die Arbeit in oder über den Wolken für Moritz Huber tägliche Routine ist – bei den Arbeiten auf der Gondel ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, wenn er beispielsweise das Rotorblatt überprüft © Dimitri Dell

- Lesezeit: 5 Min

Um die zahlreichen Windenergieanlagen im Südwesten sicher und funktionsfähig zu halten, macht ein Team aus sieben Mann nichts anderes, als rund ums Jahr die schmalen Wolkenkratzer zu erklimmen. Wir haben das Team einen Tag begleitet.

Es ist Winterzeit; während die Temperaturen unten im Tal noch milde Weihnachten verheißen, liegt hier oben schon eine schöne Schicht Schnee. Ganz undurchlässig ist die weiße Decke auf den Wipfeln zwar noch nicht, aber spätestens, als wir nach der kurvigen Fahrt auf den Gipfel des Nillkopfs aus dem Auto aussteigen, fühlt es sich ganz schön winterlich an. Immer mal wieder wehen eisige Böen in unsere Gesichter und um den Fuß der 150 Meter hohen Windenergieanlage, neben der wir geparkt haben.

„Es gibt zwei wichtige Grundvoraussetzungen für unsere Arbeit: Man muss schwindelfrei sein und sich körperlich fit halten.”

Ob den Männern da oben die Bärte einfrieren werden? Warm anziehen und los! Routiniert wird das Auto entpackt und der Turm aufgeschlossen. Hoch oben über unseren Köpfen stehen die drei Rotorblätter der Anlage schweigend in den Wolken. Wir hatten uns hier oben Sonne erhofft, aber heute zeigt sich der Winter von seiner grauen Seite. „Da hilft nur eins: warm anziehen”, sagt Willi Lang und lacht. Als Bereichsleiter Erzeugungsanlagen beim E-Werk Mittelbaden führt er das insgesamt siebenköpfige Team der Windrad-Instandhaltung.

Heute sind neben Lang vier weitere Personen dabei, die sich nun dick eingepackt in ihrer Schutzkleidung für den Aufstieg bereit machen. In der Anlage gibt es eine Aufstiegshilfe – einen Mini-Aufzug sozusagen, der alle einzeln nach oben bringt, von wo aus nur noch einige Meter per Leiter bis zur Gondel am Rotor des Windrads zu bewältigen sind. „Wir benutzen die Aufstiegshilfe, müssen aber alle auch in der Lage sein, die 150 Meter zu Fuß zurückzulegen”, erklärt Wieland Steffan.

Steffan ist einer der Erfahrensten im Team und kennt die Anlagen wie seine Westentasche. Zwölf Jahre lang arbeitete er als Monteur beim Hersteller der Windenergieanlage selbst, ENERCON, bevor er sich dem Team der Windrad-Warter beim E-Werk Mittelbaden anschloss. Deshalb steigt er jetzt auch völlig unberührt in den ganz schön beengt anmutenden Aufzug ein. „Mit der Zeit gewinnt man Vertrauen in Material und Ausrüstung”, versichert er schmunzelnd, bevor er die langsame Fahrt nach oben aufnimmt. Ungefähr zwölf Minuten dauert eine Hin- und Rückfahrt.

Für die Wartung steht die Windenergieanlage still

Oben in der Gondel haben die Kollegen schon mit der Wartung begonnen. Halbjährlich wird jede Windenergieanlage von Langs Team auf Fehler geprüft. Während bei der Sichtfeldwartung ausschließlich eine optische Prüfung durchgeführt und Schmierstoffe ausgetauscht werden, ist die Hauptwartung – wie heute hier auf dem Nillkopf – wesentlich umfangreicher. Nach einem genauen Plan werden Schrauben geprüft und alle Teile haarklein kontrolliert. Kleinere Defekte werden gegebenenfalls direkt behoben, etwa wenn Schrauben locker, Schleifringe abgenutzt sind oder Batterien ausgetauscht werden müssen. Bei größeren Fehlern müssen die Fachkräfte des Windenergieanlagenherstellers anrücken.

Gearbeitet wird bei Wind und Wetter – außer natürlich, wenn es stürmt oder gewittert. Der Sommer eigne sich prinzipiell gut für die Wartung, sagt Lang, „weil der tendenziell windschwach ist”. Für die Hauptwartung muss die Anlage durchaus mehrere Tage lang stillstehen. Besonders neuere, große Anlagen erfordern viel Arbeit, manchmal nimmt die Wartung eines einzigen Windrads bis zu vier Tage in Anspruch. Ihre Ausbildung haben die Männer vom Wartungsteam zunächst als Elektroniker absolviert und anschließend durch eine Zusatzausbildung ergänzt.

Jährlich werden die Monteure nachgeschult und altes Wissen wird überprüft. „Dabei lernen wir nicht nur Theoretisches über die Anlagen, sondern werden vor allem für den Alltag dort oben geschult”, erzählt Mike Mußler. Wie man es schafft, sich in der schweren Schutzkleidung bei allen Temperaturen durch die schmalen Gänge und über die steilen Leitern zu bewegen, zum Beispiel. Oder wie man sich im Notfall über die Sicherheitsvorrichtung außen am Windrad entlang abseilt. Auch wenn die Arbeit hier oben Routine ist – das Team muss dennoch auf alle Eventualitäten gefasst und für alle Fälle gewappnet sein.

Das E-Werk Mittelbaden betreibt 10 Windenergieanlagen

Sicherheit und Zusammenarbeit sind extrem wichtig. Das weiß Langs Team und die Männer sind geübt: An circa 110 Tagen im Jahr warten sie Windenergieanlagen im Auftrag des Windenergieanlagenherstellers ENERCON. Von den 60 Anlagen in Baden-Württemberg, die das Team jährlich prüft, betreibt das E-Werk Mittelbaden selbst zehn, die anderen Anlagen gehören anderen Stromversorgern. In der Zwischenzeit hat jemand die Luke geöffnet, ein Lichtstrahl dringt von außen in die Gondel. Es ist diesig draußen, aber die weiß bepuderten Baumkronen tief unter uns sind trotzdem zu erkennen. Um das Rotorblatt zu überprüfen, hakt Wieland Steffan seinen Sicherheitsgurt ein und steigt ins Freie. „Ich mache das jetzt schon seit so vielen Jahren”, sagt er und dabei blitzt es ein wenig in seinen Augen, „aber es ist jedes Mal wieder ein tolles Gefühl, von hier oben kurz den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.”

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