Energie für Champions

Was ist das für ein E-Flitzer?

Wir sprechen mit den E-Freunden Ortenau.

Was ist denn das für ein Flitzer?

Von links: Maurice und Andreas Wiedenmann, Elektroinstallateure aus Hofweier, mit dem Tesla Modell 3 (Baujahr 2019).
© Jigal Fichtner

- Lesezeit: 6 Min

Die E-Freunde Ortenau sind begeisterte E-Auto-Besitzer. Sie tauschen sich regelmäßig über Neuigkeiten zu Elektrofahrzeuge aber auch über die Ladeinfrastruktur in der Ortenau aus. Wir haben sie besucht und wollen mehr darüber wissen.

Wer sind die E-Freunde Ortenau?

Anfangs waren sie nur zu dritt: Andreas Wiedenmann (46), Jürgen Schulz (59) und Alexander Schwendemann (51) tauschen sich seit Jahren mit dem Smartphone über Elektroautos aus: Neue Modelle, neue Akku-Typen, zusätzliche Ladesäulen. Natürlich besitzt jeder der drei Freunde aus dem Ortenaukreis ein solch umweltfreundliches Fahrzeug: Bei einem Treffen in Hofweier stehen unter anderem ein Fiat 500E (Baujahr 2014), ein Renault Zoe (Baujahr 2015) und, als echter Hingucker, ein Tesla Modell 3 (Baujahr 2019) vor dem Haus der Familie Wiedenmann. „Was ist denn das für ein Flitzer?“ fragen die Nachbarn. Was liegt also für die drei Experten – ein Elektroinstallateur, ein Unternehmer und ein TÜV-Sachverständiger – näher, als sich mit Hilfe von Kurznachrichten gegenseitig über Neuigkeiten zu diesem Thema Elektromobilität auf dem Laufenden zu halten? 2013 gründeten sie zu diesem Zweck eine eigene WhatsApp-Gruppe, die inzwischen auf mehr als 30 Mitglieder angewachsen ist. Doch was verbindet die „E-Freunde“ und was genau treibt sie an?

Gibt es genügend öffentliche Ladepunkte in der Ortenau?

Im Herbst 2016 listet ein Pressebericht gerade einmal 27 Ladestationen für 270 gemeldete Elektroautos im Ortenaukreis auf, aktuell sind dort 906 Elektrofahrzeuge zugelassen. Wenn Ihnen mal der Saft ausgeht, muss dann das Auto geschoben werden?

Andreas Wiedenmann: "Mittlerweile gibt es doch erheblich mehr Lademöglichkeiten. Derzeit sind bereits 105 Ladesäulen im Ortenaukreis öffentlich zugänglich, mit insgesamt 190 Ladepunkten. Außerdem bieten Hotels weitere 19 Ladepunkte – Stand Juli 2019. Und es gibt die E-Säulen des E-Werk Mittelbaden. Dazu kommen die zahlreichen privaten Anschlüsse. Und schließlich zeigt mir das Auto ja kilometergenau an, wie weit es noch fährt. Das ist sehr viel präziser als bei einem Verbrennungsmotor."

Alexander Schwendemann: "Es gibt auf jeden Fall überall Stationen. Wenn einer sagt, er findet keinen Strom, dann ist das gelogen. Mittlerweile hat fast jede Ortschaft im Kreis Ladestationen. Jede Gemeinde hat sich doch mindestens eine E-Säule am Rathaus gegönnt."

Warum sind manche der öffentlichen Stationen kostenlos und andere nicht?

Wiedenmann: "An jeder Autobahntankstelle gibt es inzwischen Ladestationen, alle 50 Kilometer etwa. Die muss der Kunde natürlich bezahlen. In vielen Parkhäusern kostet das Laden in der Tat nichts, das wird dort wohl mit den Parkgebühren verrechnet. Einige haben sogar PV-Anlagen auf dem Dach. Einkaufsmärkte wie Kaufland locken mit diesem Angebot natürlich auch die Kunden zu sich."

Schwendemann: "Und große Discounter wie Aldi oder Lidl wissen oftmals gar nicht, wie sie die ganze Energie verbrauchen sollen, die sie mit ihren Photovoltaik-Anlagen gewinnen. Dort findet der Autofahrer oft sogar Schnellladeanschlüsse, sogenannte Triple-Charger. Die verfügen über die drei gängigen Steckertypen und können zwei Autos gleichzeitig laden."

Und was kostet das Vollladen?

Jürgen Schulz: "Das hängt natürlich vom jeweiligen Anbieter und auch von der Kapazität der Akkus ab. Pro 100 Kilometer ist beim Elektroauto mit Kosten von vier bis fünf Euro zu rechnen. Im Moment wird aber noch viel experimentiert mit Preismodellen. Jeder Anbieter hat seine eigenen Tarife und auch Bezahlsysteme. Wer sein Auto allerdings für längere Zeit an einer Ladesäule stehen lässt, zahlt manchmal relativ viel. Auch zeigen die Säulen selbst nicht an, was die aktuelle Ladung gekostet hat. Viele laden ihr Auto auch mit speziellen Vorrichtungen wie einer Wallbox Zuhause."

Wo sollten flächendeckend und schnell weitere Ladestationen errichtet werden, sodass auch jemand, der im vierten Stock eines Mietshauses wohnt, die Möglichkeit hat, sein Elektroauto bequem aufzuladen?

Wiedenmann: "An jeder Straßenlaterne könnte der Besitzer eines E-Autos seinen Wagen aufladen. Strom ist dort vorhanden und eine Einrichtung ließe sich schnell installieren."

Schulz: "Außerdem kommen Restaurants und Tankstellen mit Bistro in Frage oder viele andere Orte, an denen sich Menschen vorübergehend aufhalten. Eine halbe Stunde reicht ja meist. Auch ließen sich im Prinzip überall dort, wo früher einmal Parkuhren standen, Ladestationen errichten."

Wie weit reicht eine Ladung?

Schulz: "Das hängt natürlich vom Automodell ab. Der Tesla hat eine Reichweite von bis zu 530 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 260 Kilometern pro Stunde. Die meisten Fahrzeuge schaffen heute rund 300 Kilometer. Je langsamer und energiesparender der Fahrer unterwegs ist, desto größer ist natürlich die Reichweite."

Was treiben Sie denn nun so in Ihrer WhatsApp-Gruppe?

Wiedenmann: "Gegründet haben die Gruppe der Alex, Jürgen und ich. Zuerst hieß sie „HoBerg“, für Hofweier und Berghaupten, und dann kamen nach und nach weitere Leute dazu. Derzeit sind wir insgesamt 33 und nennen uns „E-Freunde Ortenau“. Wir tauschen uns über neue Auto- und Batteriemodelle aus und informieren uns natürlich auch über neu errichtete Ladestationen. Einige von uns gehen zu Vorträgen oder Vorführungen und wir besuchen auch schon mal gemeinsam eine Messe oder ähnliche Veranstaltungen, wie zuletzt den Energietag in Lahr. Von solchen Reisen schicken wir dann Fotos herum."

Schulz: "Die Autohändler haben leider kaum ein Interesse, ihre Elektrofahrzeuge öffentlich auszustellen oder zu präsentieren, weil sie an den verkauften Autos später kaum noch etwas verdienen, weil kaum einmal Reparaturen anfallen. Nur sehr wenige Händler haben sich inzwischen in diesem Bereich spezialisiert. Um uns dort zu informieren, nehmen wir auch weite Fahrten in Kauf. Ich möchte betonen, dass wir keine wirklichen Auto-Freaks sind. Zwar schauen wir schon nach den neuesten Modellen, aber dann interessieren uns Reichweite, Ladedauer und Preise. Auch fahren wir eher gemütlich und rasen nicht. Mehrheitlich sind wir sogar für ein Tempolimit von 120 oder 130 Kilometer pro Stunde auf den Autobahnen. Uns interessiert mehr die Technik, das saubere und leise Fahren, der ökologische Aspekt – das Thema Elektromobilität insgesamt eben."

Was sollte der Fahrer eines E-Autos tun, um in die Gruppe aufgenommen zu werden?

Wiedenmann: "Wer Mitglied der WhatsApp-Gruppe werden und mit uns über Elektromobilität ins Gespräch kommen möchte, der sollte sich unter der E-Mail-Adresse efreunde.ortenau [at] gmail.com (efreunde[dot]ortenau[at]gmail[dot]com) bei uns melden. Wir freuen uns über jeden Zuwachs."

Zahlen und Fakten zur Elektromobilität

Im Dezember 2018 waren weltweit mehr als fünf Millionen elektrisch betriebene Fahrzeuge unterwegs. Die Zahl der Neuzulassungen ist in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 auf rund 31.000 gestiegen, das sind fast 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, und im Ortenaukreis sind aktuell 906 solcher Fahrzeuge zugelassen.

Der 2010 eingeführte Nissan Leaf ist mit 400.000 Exemplaren das meistverkaufte Elektroauto der Welt, das Tesla Model 3 folgt auf Platz zwei mit 265.000, die Luxuslimousine Tesla Model S auf Platz drei mit rund 260.000 verkauften Exemplaren. In Frankreich und Deutschland ist der Renault Zoe das meistverkaufte E-Auto.

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