Strom in der Region

Spannende Prüfung für eine sichere Stromversorgung

Die Profis machen sich auf die Suche nach Schwachstellen an den Strommasten im Versorgungsgebiet. 

Der Helikopter nähert sich den Stahlriesen bis auf wenige Meter © Dimitri Dell

Der Helikopter nähert sich den Stahlriesen bis auf wenige Meter © Dimitri Dell

- Lesezeit: 5 Min

Nichts für schwache Nerven

Das Szenario bei Biberach erinnert an diesem feuchten Wintermorgen an einen James-Bond-Film. Das Dröhnen von Rotorblättern erfüllt das Kinzigtal, ein leuchtend gelber Helikopter schießt aus der Ferne heran, nähert sich dann – fast wie im Kunstflug – gekonnt den mächtigen grauen Strommasten. Dort hält er inne, steht in der Luft wie ein Greifvogel, kurz bevor er sich auf seine Beute am Boden stürzt. Nein, mit einem Hollywood-Streifen hat das alles nichts zu tun. In dem Fluggerät sitzen die Experten des Überlandwerk Mittelbaden und halten Ausschau nach möglichen Schäden an Masten und Leitungen …

Regelmäßige Kontrolle durch das Überlandwerk Mittelbaden

Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre zählt die Leitungskontrolle per Hubschrauber zu den regelmäßigen Aufgaben des Überlandwerk Mittelbaden. Die jüngsten Kontrollen haben nun in der Zeit vom 29. November bis 10. Dezember des vergangenen Jahrs stattgefunden, als wieder einmal zahlreiche 20 000-Volt-Freileitungen im Versorgungsgebiet überprüft wurden.

Auf der Suche nach Blitzschäden

Bei den Kontrollflügen fliegt der Helikopter meist bewaldete Gebiete oder Strecken ab, die verstärkt durch Blitzschlag sowie Sturmschäden gefährdet sind. Die Flugroute in diesem Winter umfasste die Städte und Gemeinden oder Teilgebiete Appenweier, Bad Peterstal-Griesbach, Berghaupten, Biberach, Durbach, Gengenbach, Kehl, Lautenbach, Meißenheim, Neuried, Nordrach, Oberharmersbach, Oberkirch, Offenburg, Oppenau, Ortenberg, Ottenhöfen, Renchen, Seelbach, Steinach und Zell am Harmersbach.
An Bord: Pilot Pierre Brehm, Elektromeister und Thermograf Daniel Isch sowie Beobachter Bernd Maier. Am Boden koordiniert Edgar Brucker, der für den Netzbetrieb verantwortlich ist, den Einsatz. „Gemessene Temperaturunterschiede deuten auf Schadstellen an Ableitern, Kabelaufführungen oder Isolatoren hin“, erklärt er. Damit diese auch gefunden werden können, ist Daniel Isch während des Fluges mit einer Wärmebildkamera bewaffnet. „Im Grunde genommen ist das nichts anderes als ein großer Fotoapparat“, so der Experte.
Und wie erkennt man einen Schaden? „Ein Stromnetz sollte immer gleichmäßig belastet sein“, erklärt Edgar Brucker. „Gibt es an einer Klemmverbindung einen Fehler, steigt dort in der Regel die Temperatur, das können wir dann aus der Luft mit unserem Equipment sehen.“ Der Worst Case bei einem Nichthandeln wäre, dass eine Stelle am Mast vor sich hin schmort und zum Leitungsbruch führt. „Dann haben wir einen Stromausfall“, so Brucker. Schäden würden deshalb umgehend protokolliert, erklärt Daniel Isch.

Mängel werden in drei Kategorien eingeteilt

Die Crew teilt die auf diese Weise festgehaltenen Mängel in drei Kategorien ein: Beschädigungen, die schnell behoben werden müssen, weil sie die Stromversorgung gefährden oder selbst eine Gefahr darstellen, Schäden, deren präventive Behebung in den anschließenden Wochen erfolgt, und Schäden, die im Anschluss über Monate hinweg nach und nach abgearbeitet werden können. Dazu gehören bisweilen auch die Erneuerung von Fundamenten oder die Entfernung von starkem Pflanzenbewuchs.

„Vom Boden aus könnten wir die Leitungen auch kontrollieren, allerdings würde dies ungleich länger dauern und wäre am Ende sogar teurer, denn nicht alle Schäden können unsere Mitarbeiter überhaupt von unten erkennen“, sagt Brucker.

Zur Reparatur rücken nach der Meldung durch das Heli-Team am Boden dann Elektromonteure des Überlandwerk Mittelbaden mit einem Hubsteiger an und beseitigen den Mangel.

Routine seit 30 Jahren

Für die Sicherheit während der Flüge, von denen jeder etwa ein bis zwei Stunden dauert, sorgt Pilot Pierre Brehm. Der Elsässer hat mehr als 30 Jahre Flugerfahrung und lässt sich selbst von kräftigen Windböen nicht abschrecken.

„Wichtig ist, dass wir als Team agieren und gut zusammenarbeiten“, erklärt er. „Im Helikopter müssen die Ansagen kurz und klar sein, da kann man nicht lange herumreden. Und bei uns klappt das ganz wunderbar.“

Gerade im Winter, wenn der Wind pfeift, es oft regnet oder schneit, kosten die Flüge viel Kraft und Aufmerksamkeit. Das Gute: Die tiefen Seitentäler des Schwarzwalds schirmen den Helikopter oft gegen Wind und Wetter ab. Edgar Brucker aber weiß: „Einem Laien wie mir kann da oben schon mal übel werden.“ Zum Glück ist er diesen Winter am Boden geblieben …

Immer wieder eine Herausforderung

Für Piloten ist die Leitungsbefliegung eine extreme Herausforderung, da sie in niedriger Flughöhe sehr nahe an die Masten und Leitungen (drei bis fünf Meter) heranfliegen müssen. Auch Netzbetreiber wie das Überlandwerk Mittelbaden, die Stromleitungen und Masten seit den frühen Neunzigern aus der Luft kontrollieren lassen, brauchen oft Geduld, da die Flüge vom Wetter abhängig sind und deshalb oft kurzfristig umgeplant werden müssen.

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