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Ein spannendes Interview mit dem neuen Vorstand des E-Werk Mittelbaden

Bernhard Palm freut sich über seine Aufgaben als Vorstand des E-Werk Mittelbaden © Pascal Oertel

Bernhard Palm freut sich über seine Aufgaben als Vorstand des E-Werk Mittelbaden © Pascal Oertel

- Lesezeit: 6 Min

Gestalter der Energiewende in der Region

 

Seit dem 1. Juli 2023 ist der Nachfolger von Dr. Ulrich Kleine im Amt: Bernhard Palm ist neuer Vorstand beim E-Werk Mittelbaden. Der 55-jährige Diplom-Wirtschaftsingenieur ist von der Geschäftsführung der Netcom BW GmbH zum regionalen Energieversorger gewechselt – und stellt sich nun Herausforderungen wie Energiewende, Digitalisierung und der durch den Ukraine-Krieg hervorgerufenen Energiekrise. Im Interview erklärt der Vorstand seine Pläne.

Herr Palm, Sie sind seit Juli 2023 in ihrem neuen Amt. Wie sind ihre bisherigen Eindrücke?

Ich bin hervorragend aufgenommen worden und freue mich sehr, hier zu sein. Es ist eine unheimlich facettenreiche Gegend mit der Rheinebene auf der einen Seite und mit dem Schwarzwald auf der anderen Seite. Und was mich besonders inspiriert hat, sind die Menschen, die ich bislang getroffen habe – sowohl im E-Werk Mittelbaden als auch außerhalb.

Sie waren zuvor beim Glasfaseranbieter Netcom BW. Welche Erfahrungen lassen sich von dort auf die Energiewirtschaft übertragen?

Eine ganz wichtige Erfahrung, die ich mitbringe, ist es, ein Wachstumsgeschäft zu organisieren und zu etablieren. Denn auch das E-Werk Mittelbaden befindet sich in einem enormen Wachstumsschub, da in Zukunft sehr vieles elektrisch ablaufen wird: Die Heizung wird elektrisch, die Mobilität wird elektrisch – das bedeutet, dass alles, was wir tun, auf Wachstum ausgelegt sein wird. Das war die Energiewirtschaft lange Jahre nicht gewohnt. Und da bringe ich vieles mit, was ich bei Netcom BW gesehen, gemacht und an Strukturen etabliert habe.

Man spricht in diesem Zusammenhang ja von der „ALL ELECTRIC SOCIETY“. Was glauben Sie: Wie weit wird diese in den nächsten fünf Jahren vorankommen?

Ich glaube, dass wir sehr viel schneller vorankommen, als wir denken. Der Markt ist unheimlich dynamisch. Man sieht es ja zum Beispiel in den Entwicklungen im Speichermarkt für Photovoltaik, wodurch für Privatkunden das Thema Energieautarkie eine immer größere Rolle spielt. So wird der Einsatz von Wärmepumpen im Privathaushalt schneller kommen als gedacht und Gas als Energieträger verdrängen – auch wenn sich die Nachfrage momentan etwas abgeschwächt hat. Ich bin der Überzeugung, dass wir da eine Dynamik sehen werden, die den Markt massiv verändert. Auch Elektrofahrzeuge werden günstiger und damit attraktiver werden. Ich glaube, dass vor allem die jungen Leute sehr schnell umsteigen werden.

Weitere Stationen in Ihrem Lebenslauf waren das Elektrizitätswerk Weißenhorn und EnBW. Was fasziniert Sie so sehr am Thema Strom?

Strom hat ja ganz viel mit Infrastruktur zu tun, und Infrastruktur ist die Lebensader unserer Gesellschaft, unserer Industrie und unseres Gewerbes. Sie ist die Basis des Wohlstands, den wir hier in Deutschland haben. Und das finde ich einfach unglaublich spannend.

Das wohl größte Thema für Sie dürfte künftig die Energiewende sein. Wie wird es da in der Ortenau weitergehen?

Ich sehe grundsätzlich vier Bereiche beim E-Werk Mittelbaden: das Netz, Dienstleistungen, Energievertrieb und Energieerzeugung. Diese vier Bereiche spiegeln auch unser Wachstumsgeschäft wider, und über sie steuern wir die Energiewende in der Ortenau mit und sorgen dafür, dass wir ein Stück weit CO2-neutraler werden. Insbesondere die Energieerzeugung spielt hier aktuell eine wesentliche Rolle: zum einen die Stromerzeugung, aber vor allem auch die Wärmeerzeugung. Und beide Felder haben wir sehr gut besetzt mit sehr motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Vision haben, die Region CO2-neutral zu machen. Und ich glaube, mit der Mannschaft wird es uns gelingen, die Energiewende hier in der Region voranzutreiben.

 

"Für das E-Werk Mittelbaden ist der Ausbau der Windenergie-Erzeugung in der Region ein absoluter Schwerpunkt", sagt Bernhard Palm © Pascal Oertel
"Für das E-Werk Mittelbaden ist der Ausbau der Windenergie-Erzeugung in der Region ein absoluter Schwerpunkt", sagt Bernhard Palm © Pascal Oertel

 

Im Bereich der erneuerbaren Energien - speziell der Windenergieanlagen - plant das E-Werk Mittelbaden ja schon länger, die Kapazitäten zu erhöhen. Wie sehen Sie hier die künftige Entwicklung?

Für uns ist es sehr wichtig, dass wir hier in der Region eine eigene signifikante Erzeugung aufbauen. Zum einen Photovoltaik, aber eben auch Windkraft. Die spielt hier eine ganz besondere Rolle. Denn erstens haben wir sehr windhöffige Standorte hier in der Region, die für die Energieerzeugung sehr attraktiv sind. Und der zweite Punkt ist, dass der Wind hier anders bläst als in der gesamten Bundesrepublik. Der Südwesten stellt eine ideale Ergänzung zum gesamtdeutschen Windaufkommen dar. Der Strom, den wir hier aus Windenergie generieren, ist also besonders wertvoll für die Energiewende. Für uns ist die Windenergie-Erzeugung daher ein absoluter Schwerpunkt. Wir sind ja die Gestalter der Energiewende in der Region. Und für uns ist auch wichtig, die Wertschöpfung hier zu halten. Wir können als E-Werk Mittelbaden selbst bauen, wir können mit Bürger-Energiegenossenschaften bauen, mit den Kommunen, mit den Unternehmen hier in der Region – und das alles in Kombination. Und das ist letztlich das, was in unserem Claim steckt: Daheim gut versorgt. Ein weiterer wichtiger Punkt für uns ist, dass wir das, was wir über die in den Kommunen errichteten Anlagen an CO2 einsparen, auch wieder an sie zurückgeben. Dass wir mit unseren Aktivitäten also in deren CO2-Reduktionsagenda einzahlen. Und ich glaube, das ist eine ganz tolle Partnerschaft, die wir da leben können.

Sie haben die Wärmeerzeugung vorhin schon angesprochen. Inwiefern gewinnt etwas die Fernwärme in der Region an Bedeutung?

Ohne eine Wärmewende sehe ich keine Energiewende. Sie leistet einen enormen Beitrag auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Gerade haben wir beispielsweise die Kinzig unterquert, um zwei Fernwärmenetze miteinander zu verbinden. Hier nutzen wir die Abwärme eines großen Unternehmens, nämlich von Burda. Zum einen speisen wir Wärme ein, die davor einfach in die Luft geblasen wurde. Zum anderen installieren wir eine große Wärmeerzeugung mit einem Blockheizkraftwerk, das später auch mit Wasserstoff betrieben werden kann, sowie eine Wärmepumpe. Das Blockheizkraftwerk wird dann laufen, wenn wir wenig Strom aus Windenergieanlagen und aus Photovoltaik bekommen. Die Wärmepumpe wird vor allem dann laufen, wenn es einen Überschuss an Strom im Netz gibt, wenn also ein großes PV- und Windangebot da ist. Das alles in dieser Kombination zusammenzubringen und zu steuern, macht die Wärmewende aus und macht das Heizen in Zukunft deutlich CO2-neutraler.

Kommen wir zum Thema E-Mobilität. Die Zahl der E-Autos und Plug-In-Hybride in der Region steigt ja rasant an. Was glauben Sie: Wie gut kommen die Netze damit zurecht?

Ich bin ein totaler Verfechter der E-Mobilität und hatte selbst schon sehr früh ein Elektroauto. Wir sehen da momentan eine rasante Entwicklung. 

Ich glaube: Bevor wir die Infrastruktur ausbauen, sollten wir Intelligenz in die Netze bringen, sodass wir sie besser steuern können.

Ich bin der Überzeugung, dass E-Autos künftig entweder zu Hause oder in der Firma geladen werden. Wenn ich morgens zur Arbeit komme, verbringe ich dort ja sieben oder acht Stunden – also genügend Zeit, um das Auto zu laden. Das intelligente Lade-Management der Elektrofahrzeuge wird den Ausschlag geben, wie gut das funktioniert. Ich wage die Prognose, dass unsere Netze dafür gar nicht so schlecht aufgestellt sind.

Intelligente Steuerungssysteme sind also auch eine Ihrer Prioritäten? 

Genau. Das gilt übrigens genauso für Batteriespeicher für Photovoltaikanlagen. Was heute passiert, ist: Die Ladevorgänge starten morgens um 10 Uhr, wenn die Photovoltaik in die Produktion geht, und sind dann gegen Mittag fertig, weil sie voll geladen sind. Und über die Mittagszeit und nachmittags, wo ich eigentlich die Speicher brauchen könnte, um das Netz zu entlasten, sind sie schon voll. Auch da brauchen wir eine intelligente Steuerung.

Lassen Sie uns über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sprechen. Wie schätzen Sie die Lage und die Folgen für die Energieversorgung in Europa ein?

Es wurde dort sehr viel Infrastruktur zerstört, und natürlich hat die Situation einen großen Einfluss auf den Strom- und Gasmarkt hier in Europa gehabt. Ich glaube, inzwischen hat sich das Blatt ein Stück weit gewendet und relative Sicherheit ist vor Ort wieder möglich – auch wenn natürlich niemand weiß, wie sich der ganz große Konflikt weiter entwickelt. Aber ich glaube, für die Energiewirtschaft war es ein Stück weit ein heilsamer Schock. Man konnte sich auf das, worauf man sich bisher verlassen hatte – stabile Erdgas-Lieferungen etc. –, nun eben nicht mehr verlassen, sondern musste schauen, wie man die Energieversorgung neu organisiert. Nämlich möglichst regional und regenerativ. Jetzt gilt es aber auch, sich wieder international zu diversifizieren: in der Energiebereitstellung über LNG-Terminals oder über andere Energiequellen wie Wasserstoff, die man möglicherweise noch erschließen kann. Vor allem Wasserstoff gilt als Energieträger, der hier eine sehr große Rolle spielen kann. Wie groß, werden wir in Zukunft sehen. Ich glaube allerdings nicht, dass es das Erdgas 1:1 ersetzen wird.

Können Sie einschätzen, worauf die Kunden sich diesen Winter beim Thema Preise und Versorgung einstellen müssen?

Wenn man sich die Gasspeicher anschaut, dann sind wir aktuell in einer ausgesprochen komfortablen Situation. Das Gas-Angebot ist sehr groß in diesem Herbst und Winter, beim Strom ist es dagegen nach wie vor deutlich enger. Wir haben zwar ein großes Angebot an Photovoltaik und Wind hier im Südwesten, aber natürlich stehen diese Stromquellen nicht immer zur Verfügung. Das heißt, wir sind auf Alternativen angewiesen, etwa darauf, dass uns unsere Nachbarn in Frankreich und der Schweiz uns Strom liefern. Und der Markt ist nach wie vor sehr, sehr nervös. Dennoch sehen wir generell viele Indikatoren, die eher auf eine Entspannung hindeuten. Von daher: Ja, wir sind gut aufgestellt für den Winter. Aber wir müssen sehr darauf achten, dass die Versorgungssicherheit auch wirklich gewährt wird.

Wird das E-Werk Mittelbaden dazu beitragen, mögliche Preissteigerungen abzumildern? 

Ja. Wir sehen den Marktpreis auf einem guten Niveau und werden daher für unsere Kunden im Herbst neue Angebote stricken, denen wir einen gesicherten Strompreis mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren zugrunde legen werden. Damit geben wir den Kunden langfristige Planungssicherheit und es wird nicht wieder so kommen wie 2022, als die Preise volatil nach oben gingen.

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