Strom in der Region

Windenergie: Chance für Innovation und Wachstum

Ausbau der Windenergie im Schwarzwald

Stefan Böhler @ Pascal Oertel

Stefan Böhler ist beim E-Werk Mittelbaden zuständig für den Ausbau der erneuerbaren Energieform und informiert die Bevölkerung zu neue Projekten ©Pascal Oertel

- Lesezeit: 4 Min

Stefan Böhler im Interview

Mehr erneuerbare Energien für den Ortenaukreis: Das E-Werk Mittelbaden plant nicht nur neue Windenergieanlagen auf der Hornisgrinde und entlang der B 500, sondern will in den kommenden Jahren auch Windparks bei Gutach, Mühlenbach, Zell am Harmersbach und Hausach ausbauen oder modernisieren. Stefan Böhler, zuständig für Windenergie beim E-Werk Mittelbaden, erklärt, was diese Form der Energieerzeugung für Vorteile bietet.

Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral werden. Warum ist Windkraft dafür so wichtig?

Die Klimaneutralität, die sich das Land zum Ziel gesetzt hat, müssen auch die Kommunen in der Ortenau umsetzen – und wir wollen sie dabei unterstützen. Windenergie ist die Energieform, die dafür am besten geeignet ist. Untersuchungen zufolge hat eine Windenergieanlage bereits nach fünf bis neun Monaten Laufzeit die Emissionen, die für die Rohstoffgewinnung, den Betrieb und die spätere Entsorgung anfallen, kompensiert.

Welche Vorteile hat Windkraft noch?

Windenergieanlagen sind sehr effizient, was den Flächenverbrauch anbelangt – man braucht etwa einen Hektar pro Windenergieanlage und erzeugt dafür an einem guten Standort rund 10 000 Megawattstunden (MWh) Energie pro Jahr. Zum Vergleich: Mit einer gleich großen Photovoltaikanlage schafft man gut 1000 MWh in diesem Zeitraum. Auch interessant, weil bei uns viel mit Holz geheizt wird: In einem Hektar Nadelwald wachsen in den Höhenlagen, in denen wir Anlagen bauen, etwa zehn Festmeter Holz pro Jahr nach, das entspricht einer Energiemenge von 20 MWh. Damit ist die Energieeffizienz einer einzigen Windenergieanlage ganze 500-mal höher als die des Holzes, das in einem Jahr auf derselben Fläche wächst.

Wie passt Windenergie in den Energiemix?

Wir sind hier im Süden mit viel Sonne gesegnet, der Ausbau von Photovoltaikanlagen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Mit Windenergieanlagen bietet sich die Chance, auch nachts nachhaltigen Strom zu produzieren, um das Netz stabil zu halten. Deutschlandweit gesehen macht es Sinn, dass jedes Bundesland zum Ausbau der Windenergie beiträgt. So gleicht es sich aus, wenn es im Norden einmal windstill ist und es dafür im Süden stürmt.

Von Windkraftgegnern ist zu hören, die Anlagen würden sich nicht lohnen, weil der Wind hier nicht stark genug wehe...

Die Effizienz hängt tatsächlich von der Windhöffigkeit des Standorts ab und hier im Schwarzwald gibt es einige sehr gute, an denen sich der Betrieb lohnt. Am Nillkopf etwa können wir sogar während rund eines Drittels des Jahres die maximale Leistung an Windenergie abzapfen.

Im Schwarzwald ist die Sorge groß, dass beim Bau der Anlagen Natur zerstört wird

Wir halten beim Bau mindestens 700 Meter Abstand von Siedlungen und bauen daher teilweise Windenergieanlagen im Wald. Wir entnehmen der Natur aber nur so viel Fläche wie unbedingt notwendig. Wir achten auch darauf, dass an den Standorten bereits Infrastruktur vorhanden ist, damit wir keine neuen Zufahrten anlegen müssen.
Und wir geben dem Wald etwas zurück. Für drei Hektar Windpark müssen wir 30 Hektar Ausgleichsflächen schaffen. Dafür arbeiten wir mit dem Naturschutz zusammen, etwa dem Verein Auerhuhn im Schwarzwald. Man muss aber auch festhalten: Der Klimawandel bedroht Pflanzen- und Tierarten im Schwarzwald weitaus mehr als der Bau von Windparks, die den CO2-Ausstoß senken.

Das Auerhuhn ist ja kein guter Flieger. Wie gefährlich sind Windenergieanlagen für Greifvögel wie den Rotmilan?

Vor dem Bau einer Windenergieanlage wird aufwendig geprüft, welchen Einfluss das Projekt auf die Tierwelt haben wird. Sind gefährdete Arten bedroht, darf nicht gebaut werden. Biologen prüfen da zum Beispiel, ob sich der Horst eines Rotmilans in der Nähe befindet. Das EU-geförderte Projekt Life Eurokite hat übrigens aufgezeigt, dass die von den Forschern per GPS-Tracker verfolgten Rotmilane besonders häufig durch Gift, illegalen Abschuss oder den Straßenverkehr starben – und nur vergleichsweise selten durch Rotoren einer Windenergieanlage.

Wo können sich Bürger zu Windkraftprojekten in der Region informieren?

Pläne für eine neue Windenergieanlage besprechen wir immer mit dem Gemeinderat vor Ort, auch in öffentlichen Sitzungen. Dabei erlebe ich regelmäßig, wie sehr die Akzeptanz zugenommen hat – da scheint sich ein breiter gesellschaftlicher Konsens pro Windkraft entwickelt zu haben. 

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