Strom in der Region

Energie vom Bioziegenhof

(Teil 1) 400 zufriedene Ziegen und die PV-Anlage auf dem Dach des Jockenhofs in Elzach produziert Ökoenergie vom Feinsten.

Photovoltaikanlage auf dem Ziegenhof in Elzach

Fotocredit: Michael Bode

- Lesezeit: 8 Min

Auf dem Jockenhof in Elzach leben 400 Ziegen. Und nebenbei lässt das E-Werk Mittelbaden auf den Dächern des Hofs Sonnenenergie erzeugen.

Ein herrlicher Ausblick über Tal und Berge, rundum saftiges Grün, frische Luft und eine idyllische Lage mitten im Schwarzwald: Klingt wie die Beschreibung eines Romantikhotels – ist aber das Zuhause von 400 Ziegen. Die Rede ist vom Jockenhof am Bolzberg in Elzach. Anfang 2020 ist die große Ziegenfamilie zusammen mit ihren Besitzern, den Brüdern Matthias und Alexander Weber, von Prechtal hier hoch gezogen, denn unten im Tal reichte der Platz nicht mehr. Eine neugebaute Halle mit hochmoderner Ausstattung und drei Hektar Grünfläche unter freiem Himmel sind seitdem das geräumige Zuhause der Ziegen. Ihre Milch geht zu 100 Prozent an das Teninger Unternehmen Monte Ziego und wird dort zu Ziegenmilchprodukten weiterverarbeitet.

Vom Hobby zum Beruf

Dabei hatte das Ganze eigentlich klein angefangen. „Als Kinder hatten wir schon immer mit Ziegen und Schafen zu tun”, erzählt Matthias Weber. „Später dann hielten wir hobbymäßig als Nebenerwerb ein paar Ziegen, weil es uns Spaß machte.” Matthias machte eine Ausbildung zum Landwirt und weitete die Ziegenhaltung langsam aus, immer noch aber mit zurückhaltenden Visionen – zumal es nicht wie bei anderen Nachwuchs-Landwirten einen elterlichen Betrieb zu übernehmen gab.

Ziegenmilch aus der Region

Und dann waren die Webers wohl, was man zur richtigen Zeit am richtigen Ort nennt: Das 2000 gegründete Unternehmen Monte Ziego, Hersteller von Ziegenmilchprodukten, war auf der Suche nach Ziegenmilch-Lieferanten aus der Region. Man hatte sich schnell geeinigt, 2013 begannen die Webers die Lieferung – mit damals 40 Ziegen. „Dass das alles mal die Dimensionen von heute annehmen würde, hätte damals ja niemand gedacht”, erinnert sich Matthias Weber und lacht bescheiden.

Streicheleinheiten für die Ziegen

Der 30-Jährige läuft durch die lange Halle, rechts und links des Durchgangs recken weiße und braune Ziegen neugierig ihre Köpfe zwischen die Latten der Holzgitter. Hier und da bleibt Weber stehen, krault einer Ziege den Kopf, erzählt etwas über sie, hilft einer anderen, die sich zu hektisch mit ihren Hörnern in einer Nische verfangen hat. Sie haben zwar nicht alle einen Namen, aber persönlich kennen tut Matthias Weber jede einzelne Ziege.

„Im Durchschnitt geben die Tiere fünf bis sechs Jahre lang Milch”, erklärt er. Und fügt dann mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wenn uns eine aber mal besonders ans Herz gewachsen ist, darf sie auch ein bisschen länger bei uns bleiben.”

Mit Bioland-Sigel zertifiziert

Und da gibt es sicherlich schlechtere Bedingungen für den Lebensabend einer Ziege. 2,5 Quadratmeter Platz hat bei den Webers jedes Tier im Stall momentan zur Verfügung. Das ist ein Quadratmeter mehr, als die Bioland- und Demeter-Richtlinien, mit denen der Hof ohnehin schon zertifiziert ist, verlangen. Durch einen kurzen Tunnel gelangen die Ziegen auf ihr Außengelände – drei Hektar Wiese am Hang. Den Bio-Zertifikaten werden die Weber-Brüder gerecht, weil sie Wert auf das Wohl ihrer Tiere legen. Dabei ist Bioland für sie das wichtigste Siegel, Demeter kommt hinzu, weil das Monte Ziego für all seine Produkte voraussetzt.

Vom Höfchen zum Hof

Während wir den Gang weiter hochlaufen, erzählt Weber weiter. „Nachdem wir vier Jahre lang Monte Ziego beliefert hatten und der Bedarf immer größer wurde, mussten wir uns entscheiden: entweder aufhören oder richtig loslegen”, sagt er. Sprich: den Hof vergrößern, mehr Tiere anschaffen, das Geschäft ausbauen, sodass beide Brüder auch wirklich davon leben können. Die Webers entschieden sich für letzteres und begannen mit dem Neubau ihres Ziegenhofs in Elzach.

Die Frische des Schwarzwalds vereint in Monte Ziego

200 der 400 Ziegen auf dem Jockenhof geben derzeit Milch, die anderen sind noch Junge. Zweimal täglich wird gemolken, so kommen rund 750 Liter Milch am Tag zusammen. Die frische Milch wird direkt von der Melkmaschine in einen Tank geleitet, in dem bis zu 5000 Liter Milch gekühlt gelagert werden können. Dreimal wöchentlich kommt Monte Ziego vorbei und holt die gelagerte Milch ab, um sie dann zu verschiedenen Frisch- und Weichkäsen zu verarbeiten. Dass in der darin enthaltenen Milch die Frische des Schwarzwalds steckt, daran gibt es – einmal zu Besuch auf dem Jockenhof – keine Zweifel mehr.

Frisch und Bio

Seit 2013 beliefern die Brüder Matthias und Alexander Weber das Unternehmen Monte Ziego mit Ziegenmilch. Anfang 2020 wurde der neu gebaute Stall in Elzach bezogen. Hier lassen es sich die Ziegen unter Bio-konformen Bedingungen gut gehen.

Zweimal täglich werden die Ziegen gemolken, so kommen derzeit bei 200 Milch gebenden Ziegen rund 750 Liter pro Tag zusammen. Die frische Milch wird von der Melkmaschine direkt in einen Tank geleitet, der bis zu 5000 Liter fasst. Hier wird die Milch gekühlt gelagert, bis sie abgeholt und zu Ziegenkäseprodukten weiterverarbeitet wird.

 

Von der Ziege in den Käse © Michael Bode

Vom Dach ins Netz

Nicht nur die Ziegen – und sicherlich auch die Webers selbst – erfreuen sich der zauberhaften Lage mitten im Schwarzwald. Auch bei Steffen Köhler vom E-Werk Mittelbaden glänzt die Freude in den Augen beim Anblick der frisch gebauten Hallen. Für den Stromversorger sind die Dächer des Stalls und der angrenzenden Maschinenhalle nämlich der perfekte Platz, um per Fotovoltaik Sonnenenergie zu erzeugen.

„Die Neigung und Ausrichtung der Dächer bieten sich hervorragend an, um die größtmögliche Sonneneinstrahlung zur Stromerzeugung einzufangen”, erklärt Köhler.

Einspeisung ins öffentliche Netz

Auf den 3000 Quadratmetern Dachfläche wurden 2000 PV-Module installiert und für die dazugehörige Technik mehr als fünf Kilometer Kabel verlegt. Der auf dem Jockenhof produzierte Strom wird komplett in das öffentliche Stromnetz eingespeist, von wo aus er den Nutzern zur Verfügung steht. Für die Nutzung der Dächer bezahlt das E-Werk Mittelbaden Pacht an Matthias und Alexander Weber – so profitieren alle Beteiligten davon.

Haushalte provitieren von der Stromerzeugung

Und der Aufwand lohnt sich: Mit einer Leistung von 660 Kilowattpeak produziert die PV-Anlage künftig rund 600 000 Kilowattstunden regenerativen Strom pro Jahr. Das reicht aus, um am Ende 200 Mehrpersonenhaushalte zu versorgen.

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